Grammatik/Rechtschreibung:
Setzen Sie ein Häkchen, wo Sie ein Komma vermuten!
Arbeitssucht von Stefan Poppenreuer, Süddeutsche Zeitung Bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber psychologischen Modethemen beansprucht Arbeitssucht als pathologisches Phänomen gegenwärtig besondere Aufmerksamkeit. Gerade in einer Gesellschaft wie der deutschen in der Leben und Identität der Menschen so alternativlos an den Beruf gebunden sind und über Millionen das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit hängt kann aus Zukunftsangst die Beziehung zum Beruf sehr schnell süchtig entgleisen. In einigen deutschen Städten haben sich in der letzten Zeit Selbsthilfegruppen für Vielarbeiter die „AAS"-Anonyme Arbeitssüchtige gebildet. Die Komik die die Existenz solcher Gruppen fast zwangsläufig erregt enthüllt nur die extremen Vorbehalte gegen eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Arbeitssucht darf es in einer Gesellschaft nicht geben in der die Arbeit noch nie jemandem geschadet hat. Und weil das Bekenntnis zu ihr das Eingeständnis von Schwäche ist sprechen die Betroffenen lieber von „psychovegetativen Erschöpfungssyndromen" oder „vegetativen Distonien" gegen die sie sich in den vielen teuren Privatkliniken des Landes behandeln lassen. Der Vergleich mit Japan zeigt jedoch dass in Deutschland Arbeitssucht noch nicht als Krankheit oder Verhaltensproblematik offiziell anerkannt ist. Seit 1992 hat das japanische Arbeitsministerium mehrere hundert Zentren eingerichtet in denen die Japaner ihre stoffungebundene Suchtform therapieren können. Wie verrät sich Arbeitssucht? Alle Forschungsergebnisse warnen davor die Abhängigkeit vom Beruf rein quantitativ zu ermitteln. Wer Arbeitssucht an der wöchentlich geleisteten Arbeit erkennen will läuft Gefahr ganze Berufsstände zu pathologisieren. Umfragen haben ergeben dass gerade die deutschen Führungskräfte überdurchschnittlich viel arbeiten manchmal bis zu 70 Stunden in der Woche. Arbeitssucht zeigt sich in der Einstellung. Die Forschung hat eine Reihe von Verhaltensmerkmalen herausgefunden die für die vielschichtige psychologische Störung charakteristisch sind. Der Arbeitssüchtige definiert sich als Mensch ausschließlich über seine geleistete Arbeit. Sein Bewusstsein ist geprägt von Zielen Resultaten und Endprodukten. Immer bewegt er sich auf etwas zu. Sein Hobby ist auf den Erwerb von Fähigkeiten angelegt die ihm beruflich nützlich sein könnten. Der Arbeitssüchtige ist prinzipiell muße- und genussunfähig er kann nicht verstehen dass andere Menschen Freizeit oder sogar Urlaub brauchen. In seiner Freizeit kann er so vollkommen abschlaffen dass er genauso unerreichbar ist wie im Beruf. Immer verspricht er seinen Freunden oder seiner Familie irgendwann werde alles anders aber sein Terminkalender lässt dies später nie zu. Anders als die Menschen die ihren Beruf leidenschaftlich lieben können Arbeitssüchtige keine Genugtuung über ihre Arbeit empfinden sie sind unfähig mit sich selbst zufrieden zu sein. Immer mehr Menschen weichen Konflikten in der Partnerschaft oder Familie aus überspielen Gefühle innerer Leere und stürzen sich statt dessen in die Arbeit. Die Folge davon ist dass man kaum noch aufhören kann da andernfalls die verdrängten Konflikte Aggression und Depression wieder ins Bewusstsein zu treten drohen. Die Krankheit bricht im Alter zwischen 20 und 30 aus und beginnt mit Äußerungen des Kranken wie früh er mit der Arbeit begonnen habe wie wenig Schlaf er brauche und wie schlecht die Kollegen arbeiten würden. Erst in der vierten und fünften Dekade wirkt sich der Raubbau an den Kräften auch gesundheitlich aus.
Arbeitssucht
von Stefan Poppenreuer, Süddeutsche Zeitung
Bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber psychologischen Modethemen beansprucht Arbeitssucht als pathologisches Phänomen gegenwärtig besondere Aufmerksamkeit. Gerade in einer Gesellschaft wie der deutschen in der Leben und Identität der Menschen so alternativlos an den Beruf gebunden sind und über Millionen das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit hängt kann aus Zukunftsangst die Beziehung zum Beruf sehr schnell süchtig entgleisen. In einigen deutschen Städten haben sich in der letzten Zeit Selbsthilfegruppen für Vielarbeiter die „AAS"-Anonyme Arbeitssüchtige gebildet. Die Komik die die Existenz solcher Gruppen fast zwangsläufig erregt enthüllt nur die extremen Vorbehalte gegen eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Arbeitssucht darf es in einer Gesellschaft nicht geben in der die Arbeit noch nie jemandem geschadet hat. Und weil das Bekenntnis zu ihr das Eingeständnis von Schwäche ist sprechen die Betroffenen lieber von „psychovegetativen Erschöpfungssyndromen" oder „vegetativen Distonien" gegen die sie sich in den vielen teuren Privatkliniken des Landes behandeln lassen. Der Vergleich mit Japan zeigt jedoch dass in Deutschland Arbeitssucht noch nicht als Krankheit oder Verhaltensproblematik offiziell anerkannt ist. Seit 1992 hat das japanische Arbeitsministerium mehrere hundert Zentren eingerichtet in denen die Japaner ihre stoffungebundene Suchtform therapieren können. Wie verrät sich Arbeitssucht? Alle Forschungsergebnisse warnen davor die Abhängigkeit vom Beruf rein quantitativ zu ermitteln. Wer Arbeitssucht an der wöchentlich geleisteten Arbeit erkennen will läuft Gefahr ganze Berufsstände zu pathologisieren. Umfragen haben ergeben dass gerade die deutschen Führungskräfte überdurchschnittlich viel arbeiten manchmal bis zu 70 Stunden in der Woche. Arbeitssucht zeigt sich in der Einstellung. Die Forschung hat eine Reihe von Verhaltensmerkmalen herausgefunden die für die vielschichtige psychologische Störung charakteristisch sind. Der Arbeitssüchtige definiert sich als Mensch ausschließlich über seine geleistete Arbeit. Sein Bewusstsein ist geprägt von Zielen Resultaten und Endprodukten. Immer bewegt er sich auf etwas zu. Sein Hobby ist auf den Erwerb von Fähigkeiten angelegt die ihm beruflich nützlich sein könnten. Der Arbeitssüchtige ist prinzipiell muße- und genussunfähig er kann nicht verstehen dass andere Menschen Freizeit oder sogar Urlaub brauchen. In seiner Freizeit kann er so vollkommen abschlaffen dass er genauso unerreichbar ist wie im Beruf. Immer verspricht er seinen Freunden oder seiner Familie irgendwann werde alles anders aber sein Terminkalender lässt dies später nie zu. Anders als die Menschen die ihren Beruf leidenschaftlich lieben können Arbeitssüchtige keine Genugtuung über ihre Arbeit empfinden sie sind unfähig mit sich selbst zufrieden zu sein. Immer mehr Menschen weichen Konflikten in der Partnerschaft oder Familie aus überspielen Gefühle innerer Leere und stürzen sich statt dessen in die Arbeit. Die Folge davon ist dass man kaum noch aufhören kann da andernfalls die verdrängten Konflikte Aggression und Depression wieder ins Bewusstsein zu treten drohen. Die Krankheit bricht im Alter zwischen 20 und 30 aus und beginnt mit Äußerungen des Kranken wie früh er mit der Arbeit begonnen habe wie wenig Schlaf er brauche und wie schlecht die Kollegen arbeiten würden. Erst in der vierten und fünften Dekade wirkt sich der Raubbau an den Kräften auch gesundheitlich aus.